Als „Standhöhe“ wird der Abstand zwischen dem „tiefsten“ Punkt des Griffstückes - will heißen der Stelle, welche der Sehne am nächsten liegt -  und der Sehne selbst bezeichnet.

Die Standhöhe beschreibt, vereinfacht gesagt, den Bereich, innerhalb dessen der Bogen seine Energie am effektivsten und für den Bogen schonendsten über die Sehne an den Pfeil abgeben kann.

Zu hohe oder zu geringe Standhöhen wirken sich negativ auf die Leistung des Bogens oder dessen Substanz aus.

Standhöhe und Sehnenlänge verhalten sich zueinander umgekehrt proportional: Eine längere Sehne zieht eine niedrigere Standhöhe nach sich – und umgekehrt.

Normalerweise wird die Standhöhe vom Hersteller bzw. Bogenbauer angegeben.

Fehlt eine Angabe aber aus irgendeinem Grunde, muss sie selbst bestimmt werden.

Die dahingehend existierenden „Faustregeln“ sind im Hinblick auf chinesische Bogen nur eingeschränkt geeignet:

Die Angabe, man würde „beim Gebrauch schon merken, ob die Standhöhe die Richtige ist“, eignet sich, wenn überhaupt, nur für sehr erfahrene Schützen.

Auch die Ansicht, Abschußgeräusche würden darauf hindeuten, ob die Standhöhe die Richtige wäre, hilft nicht weiter:

Denn chinesische Bogen verursachen durch das Aufschlagen der Sehne auf den Brücken per se ein "patschendes" Geräusch. Hinzu kommt, dass auch das verwendete Pfeilmaterial (unterschiedliche) Abschußgeräusche hervorrufen kann.

Letztlich ist auch die Aussage, die Standhöhe betrage in etwa „eine Faustbreit und einen Daumen“ bei chinesischen, wie auch anderen asiatischen Bogen nicht zielführend.

Glücklicherweise lässt sich die Geometrie der hier angesprochenen chinesischen Bogen als Hilfsmittel zur Bestimmung der Standhöhe wie folgt heranziehen:

Der Bogen wird entweder mit der vorhandenen Sehne oder – beim Fehlen einer solchen – mittels eines nicht dehnbaren Fadenmaterials (ggf. mit einer Sehne mit Bogenbauerkonten aus solchem Material) aufgespannt.

Darauf verlängert man einerseits den Verlauf der Sehne zwischen den Sehnenbrücken im aufgespannten Zustand gerade über den Punkt hinaus, an dem die Sehne in Richtung des Wurfarmendes „abknickt“.

Andererseits verlängert man den Verlauf des bogenbauchseitigen Wurfarmendes über das äußere Ende der Sehnenbrücke zum gerade verlaufenden Sehnenverlauf hin (Beide Linien können mittels eines Stiftes auf eine unter den Bogen gelegte Unterlage angerissen werden.).

Dadurch entsteht zwischen beiden verlängerten Linien ein Winkel.

Dieser sollte bei tibetisch-mandschurischen sowie mongolischen Bogen circa 13 bis 17 Grad, bei mandschurischen Bogen circa 23 bis 27 Grad betragen.

Liegt ein solcher Winkel an, ist der Bereich der empfohlenen Standhöhe erreicht.

In der Regel wird sie bei chinesischen Bogen aus modernen Materialien zwischen sechseinhalb und siebeneinhalb Zoll betragen. Bei sich sehr eng an historische Vorbilder anlehnenden Repliken sind jedoch, auch bei der Verwendung moderner Materialien, Standhöhen in einer Größenordnung von bis zu achteinhalb Zoll möglich.

In diesem Falle hat auch die Sehne die notwendige Länge.

Ist der Winkel zu groß, somit die Standhöhe zu gering, kann dieses durch Verkürzen der Sehne mittels Eindrehen derselben zu verringern gesucht werden. Dieses Vorgehen ist jedoch nur in Grenzen möglich bzw. zielführend (vgl. dazu die Ausführungen im Bereich Sehnen).

Bei Kompositbogen sollte man beachten, dass sich diese nach dem Aufspannen erst setzen müssen, bevor man die erwähnten Messungen vornimmt (vgl. dazu die Ausführungen im Bereich Wartung und Pflege der Bogen).