Daumenring im mandschurischen Stil aus Geweih

Geweih ist ähnlich schwer zu bearbeiten wie, jedoch leichter als Knochen.

Es ist unempfindlich gegen Witterungseinflüsse, Handschweiß sowie Temperaturschwankungen und Abrieb.

Beim Gebrauch vermittelt es ebenso wie Knochen ein verlässliches, "technisches" Gefühl, welches dazu führt, dass der Schütze relativ schnell das Vorhandensein des Ringes auf dem Daumen "vergisst" bzw. ihn nicht als Fremdkörper wahrnimmt.

Daumenring im mandschurischen Stil aus Geweih

Die Fähigkeit zur Absorption von Handschweiß ist aufgrund des strukturellen Aufbaus bei Teilen des Geweihs generell besser ausgeprägt, als bei Knochen.

Ursache dafür ist, dass Geweih schon in seiner dichten Knochenstruktur (compacta) eine größere Anzahl ehemaliger Kanäle zur Blutversorgung enthält. Es ist somit per se "feinporiger" oder weniger kompakt, als gemeiner Knochen.

Weiterhin weist Geweih neben Anteilen (feinporig-) dichter Knochenstruktur auch solche schwammigen Charakters (spongiosa) auf. Diese erlaubt nicht nur eine bessere Aufnahme, sondern auch eine bessere Ableitung von Handschweiß nach außen, vom Daumen hinweg. Sie kann somit als permeable Membran fungieren.

Aufgrund dessen ist Geweih für die Herstellung eines mandschurischen Daumenringes geeignet, wenn es dem Verwender gelingt, den Ring in der Weise auszuführen, dass ein Teil des Ringes durchgängig aus spongiöser Struktur besteht und diese zwischen Daumen und Außenbereich zu liegen kommt.

Im Idealfall befindet sich dieser Bereich zwischen zwei Abschnitten von compacta (sogenannte „Sandwich-Konstruktion“, vgl. folgendes Bild).

Daumenring aus Geweih mit feinporig spongiösem Anteil im Mittelbereich ("Sandwich-Konstruktion")

Ein in dieser Form gestalteter Ring ist einem nur aus kompakter Knochensubstanz Bestehendem bezüglich der Absorptionsfähigkeit von Handschweiß signifikant überlegen.

Er ist aufgrund des per se geringeren Eigengewichtes des Geweihs sowie des enthaltenen Spongiosanteiles zudem leichter und daher in der Handhabung komfortabler.

Aufgrund der erwähnten Feinporigkeit des Materials fühlt es sich selbst im polierten Zustand angenehm matt und nicht rutschig an, ohne jedoch "kratzend" zu wirken.

Schwierigkeiten bereitet die Verwendung von Geweih jedoch, wenn sich die ohnehin recht filigrane Spongiosa als zu grobporig erweist:

Denn in diesem Falle kann eine zerstörungsfreie Bearbeitung oft nicht erfolgen. Weiterhin neigt eine derart grobporige Beschaffenheit zum Scheueren des Ringes auf dem Daumen. Schließlich können nicht oder nur spärlich vorhandene Schichten von Compacta zu einer Instabilität des Ringes führen.

ungeeigneter Daumenring aus Geweih mit zu grobporig spongiösem Anteil

Darüber hinaus wird die Verwendung von Geweih zusätzlich dadurch erschwert, dass die Stärke der Spongiosa- und Compacta-Schichten durch ehemaliges, unstetes Wachstum bedingt ist und vom Verwender beim Erwerb von Geweihstücken nicht sicher vorhergesagt werden kann.

Es ist daher oft eine Sache des Glücks, wenn ein Geweihstück erworben wird und sich seine nachstehend eruierte Struktur als geeignet erweist.

Insbesondere die Geweihe europäischen Rot-/Damwildes eignen sich der Erfahrung nach wegen ihres geringen Compacta- bzw. hohen, grobporigen Spongiosa-Anteiles nicht sonderlich für die Anfertigung mandschurischer Ringe.

ungeeignetes, da zu grobporiges Geweihstück europäischen Rotwildes

Geweihe anderer, insbesondere nordeuropäischer Hirscharten sind dahingehend besser geeignet.

geeignetes, feinporiges Geweihstück noreuropäischer Hirschart

Oberwähnte "Unsicherheitsfaktoren" reduzieren sich jedoch auch bei diesen nicht auf Null.

Vorbenannte Umstände führen letztlich zu einem erhöhten Arbeitsaufwand von bis zu 10 Stunden Handarbeit für die Anfertigung eines Ringes sowie erhöhten Kosten für die Beschaffung geeigneten Ausgangsmaterials.