Unter den Begriff Spine werden in der Regel Angaben zur Durchbiegefähigkeit oder auch Durchbiegung bzw. Flexibilität des Pfeilmaterials subsumiert. Deren Beachtung ist aus dem Grunde von Bedeutung, da diese die Flugeigenschaften des Pfeiles und somit das Schußergebnis erheblich beeinflussen können.

Allgemeines zum Spine beim Schießen mit chinesischen Bogen

Die Suche nach dem richtigen Spine / Steifigkeit des Pfeilschaftes gestaltet sich beim Schießen mit chinesischen Bogen um einiges einfacher, als etwa bei Bogen des europäischen Kulturkreises.

Ursache dessen ist unter anderem, dass sich das Pfeilparadoxon aufgrund der Anlage des Pfeiles auf der dem Schützen abgewandten Seite des Bogens beim Abschuss weniger stark auswirkt, als dies bei einer Anlage auf der dem Schützen zugewandten Seite der Fall ist.

Der Spine spielt daher im chinesischen Bogenschießen keine derart entscheidende Rolle wie dort.

Ganz vernachlässigen sollte man ihn aber auch nicht, um nicht eine zusätzliche Fehlerquelle zu schaffen. Es gilt vielmehr, dass der Spine „(nur) in etwa“ passen muss.

Allgemeines zur Spinebestimmung

Bei der Bestimmung des Spine ist - unabhängig vom Pfeilschaftmaterial -  zwischen sogenanntem statischen und Dynamischen Spine zu differenzieren:

Der "statische Spine" ist ein messbarer Wert der Durchbiegefähigkeit eines Pfeilschaftes, der gleichsam „klassisch“ in der Form ermittelt wird, dass ein 29 Zoll langer Pfeilschaft im Abstand von 28 Zoll fxiert wird und in der Mitte – also bei 14 Zoll - ein Gewicht von umgerechnet 1,94 Pfund aufgelegt oder an den Schaft angehängt wird. Auf diese Weise lässt sich die Durchbiegung des Pfeilschaftes messen.

Der auf diese Art und Weise ermittelte Spinewert ist jedoch nur ein theoretischer, gleichsam unter „Laborbedingungen“, bei ruhendem Pfeilschaft geltender Wert. Daher wird er auch statischer Spine genannt.

Er ist für die Auswahl des Schaftmaterials nur von untergeordneter Bedeutung.

Der statische Spine, verändert sich im Falle des Abschusses des Pfeilschaftes bzw. des Pfeiles vom Bogen, abhängig von weiteren Faktoren.

Beachtet man diese Faktoren, erhält man den sogenannten "dynamischen Spine".

Dieser Wert ist der Wesentliche, der bei der Schaftauswahl – ungeachtet der Schaftmaterialien – berücksichtigt werden muss.

Am besten ermittelt man diesen dynamischen Spine zunächst in Ansehung eines Holzpfeilschaftes und schließt von dem auf diese Art ermittelten daynamischen Spine dann auf den  dynamischen Spine, der bei Schäften aus anderen Materialien anzulegen ist.

Holzschäfte

Für Holzschäfte bzw. in Ansehung von Holzschäften ist wie folgt vorzugehen:

Ausgangsbasis dessen ist, dass die Bestimmung des Spine /"Steifigkeit" des Schaftes - vereinfacht formuliert - zunächst immer von einem sogenannten "statischen Spine", bestimmt anhand eines auf einem sogenannten Spineteters ruhenden, 28 Zoll langen Schaftes ausgeht.

Dieser Wert berücksichtigt jedoch nicht, dass sich die Steifigkeit des Schaftes in Bewegung / mit dem Abschuß verändert, will heißen, der Schaft eventuell steifer/härter oder weniger steif/weicher reagieren und dadurch andere Flugeigenschaften aufweisen kann.

Jene, möglicherweise vom "statischen Spine" abweichende, auf die reale Bewegung bezogene Steifigkeit des Schaftes wird als "dynamischer Spine" bezeichnet.

Ob und in welcher Weise jene vom "statischen Spine " abweicht, hängt von diversen Faktoren wie der Art des Bogens, der Länge des Schaftes, des Spitzengewichtes u. a. ab. Diese Faktoren sollten auch im chinesischen Bogenschießen nicht vollkommen außer Acht gelassen werden, um ein zu starkes Abweichen des verwendeten Spine vom geeigneten solchen zu vermeiden.

Um den "dynamischen Spine" zu ermitteln, hilft bei Verwendung der hier betreffenden Bogen folgende Faustregel:

Zuggewicht des Bogens = Grundwert bzw. benötigter "statischer Spine" bei 28 Zoll Auszug und Verwendung einer Dacronsehne und einer 125 Grain-Spitze.

Dieser Wert ist wie folgt zu modifizieren, um den notwendigen "dynamischen" Spine zu erhalten:

Je nach Ausprägung des Reflexes 5 lbs. bei leichtem bis mittlerem Reflex; 10 lbs. bei starkem; 15 lbs. bei sehr starkem Reflex hinzuaddieren.

Bei Verwendung einer Fast-Fligth-Sehne 5 lbs. hinzuaddieren.

Bei längerem Auszug als 28 Zoll Zuschlag von 5 lbs. pro jeweiligem Zoll hinzuaddieren.

Zuschlag bei außerordentlich schnellen Bogen - plus 5% (bezogen auf das Zuggewicht bei 28 Zoll Auszug); bei außerordentlich Langsamen - minus 5 %.

Bei Abweichung des Spitzengewichtes nach oben oder unten pro 25 Grain weitere 5 lbs. addieren bzw. subtrahieren.

Der auf diesem Wege ermittelte Wert wird auf die nächste volle Fünfergruppe aufgerundet; es kann aber auch noch ein Spine in der diesem Wert folgenden Fünfergruppe als passend angesehen werden.

Aluminiumschäfte

Ist der dynamische Spinewert in Bezug auf einen bestimmten Holzpfeilschaft ermittelt, kann in Bezug auf die Aluminiumschäfte zur Ermittlung deren dynamischen Spinewertes auf die Tabellen der Hersteller zurückgegriffen werden.

Dort ist dann der - allerdings als statisch in Bezug auf 28 Zoll Pfeilschaftlänge angegebene - Spinewert zu suchen, welcher dem ermittelten dynamsichen Spinewert des Holzschaftes entspricht.

Der dynamische Spinwert eines auf diese Weise ermittelten Aluminiumschaftpfeiles wird dann passen, wenn dieser dieselben Merkmale etwa hinsichtlich Länge, Spitzengewicht, verwendetem Bogen etc. aufweist, wie der Holzpschaftpfeil angesichts dessen zuvor der dynamische Spinewert ermittelt wurde.

Beispiel:

Für einen Holzschaft mit 32 Zoll Länge, der mit einem bestimmten Bogen geschossen werden soll, wird nach der für Holzschäfte aufgrund diverser Parameter erwähnten Berechnungsformel ein notwendiger Spine von 80 lbs ermittelt.

In der Tabelle des Herstellers für Aluminiumpfeile ist dann der Schaft zu suchen, der einem Zuggewicht von 80 lbs. bei einem Auszug von 28 Zoll entspricht.

Ungeachtet dessen kann auch hier nach Ermittlung des passenden Spine unproblematisch eine, eine Stufe härtere Spinestufe verwendet werden, ohne dass sich dies negativ auswirken wird.

Carbonschäfte

Auch hier kann analog zur Verfahrensweise bei Aluminiumschäften zur Ermittlung des dynamischen Spinewertes auf die Tabellen der Hersteller zurückgegriffen werden.

Da die Tabellen der Hersteller von Carbonschäften jedoch manchmal untereinander unterschiedliche Klassifikationen oder Bezeichnungen aufweisen, es keinen einheitlichen Standard, Vorgabe oder Richtwerte gibt, empfiehlt sich im Zweifelsfalle eine Rückfrage beim Hersteller selbst.

Ungeachtet dessen kann auch hier nach Ermittlung des passenden Spine unproblematisch eine, eine Stufe härtere Spinestufe verwendet werden, ohne dass sich dies negativ auswirken wird.