laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow

Im Verlauf der Jahre 2021 - 2023 brachte der chinesische Bogenbauer Zhang Li einen glaslaminierten Bogen in einem, sich an den Bogenformen Zeit der Tang - Dynastie orientierenden Stil auf den Markt.

Stammdaten

Laminierter Bogen im Stil der Kriegs- und Jagdbögen der Tang-Dynastie (618 - 907);

Hersteller:                                                          Zhang Li / Ali Bow - www.alibowshop.com

Länge Siyahende zu Siyahende abgespannt:  143 cm

Länge Siyahende zu Siyahende aufgespannt: 142 cm

Sehnenlänge abgespannt:                                139 cm (herstellerseits gelieferte Standardendlossehne)

Sehnenmaterial, -art und -stärke:                      Fast Fligth, 16 Strang; eine Verwendung von handelsüblichem Dacron B 50 ist möglich.

laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow - Bogen aufgespannt
laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow - Bogen abgespannt

Zuggewicht:                                                        34 lbs. @ 33 Zoll (gemessen)
 (Auszugsdiagramm anbei)

empfohlene Standhöhe:                                     6,2 - 6,7 = 16 - 17 cm

idealer Arbeitsbereich:                                       31 – 33 Zoll.

max. Auszug:                                                     33 Zoll.

empfohlenes Pfeilgewicht:                                 10 gpp (min.)

Gewicht:                                                             0,45 kg

Materialien:                                                        Korpus/Kern/Wurfarme – Bambuslaminat

                                                                           Wurfarmenden / Siyahs – Bambuslaminat

Laminierung des Korpus auf dem Bogenbauch – und rücken sowie dem Übergang von Wurfarmen zu den Wurfarmenden – schwarzes Fiberglas

Griffstück – laminiertes Baumbusmaterial, Verblendung auf dem Bogenbauch und Bogenrücken durch syntactisches Material

Pfeilanlage - Einlage aus Seemuschelschalen (Kalzit/Calciumcarbonat)

Tips / Nockinserts – syntactischer Schaumstoff 

Die Verwendung des synthetischen Verbundmaterials "syntactischer Schaumstoff " soll nach Angaben des Herstellers eine Reduzierung des Gesamtgewichts bzw. der betreffenden Elemente bewirken.

Bogenverlaufsform und Größenverhältnisse:   für Bogen Zeit der Tang - Dynastie typische Kombination aus fast nicht vorhandenem Reflex der Wurfarme (Länge je 38 cm; Breite max. 3,5 cm) sowie nur leichtem Reflex der Siyahs (Länge je 30 cm) bei annähernd gleichem Verhältnis der Länge von Wurfarmen zu Siyahs

Griffstück:                                                         schlank; gerade; nur minimal zurückgesetzt; Länge 17 cm, Breite max. 3 cm; Bezug mit schwarzem Rindsleder

laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow  - Griffstück nebst Pfeilanlage seitlich
laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow  - Griffstück nebst Verblendung und Pfeilanlage bogenrückenseitig

Fertigungszeit:                                                   Anfang 2023

Preis:                                                                 150,- US-Dollar (Anfang 2023)

Allgemeines zu Verarbeitung und Fertigung

Die Verarbeitung des Bogens ist solide, stabil und sauber.

Die mitgelieferte Sehne wies keine Mängel auf und war für ihre Zwecke ohne Einschränkungen brauchbar.

Die Siyahs wirken stabil obgleich zu ihren Enden hin sehr schlank, fast filigran zulaufend.

Die eingespleisten Tips/Nockinserts sind mit transparentem Lack überzogen.

laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow - oberes Wurfamende - aufgespannt
laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow - Tips und Nockinsert

Das Griffstück selbst wirkt, nicht nur im Verhältnis zur Breite der Wurfarme, sehr filigran.

Die Verzierungen an den Übergängen des Griffstückes zu den Wurfarmen aus in Schwarz und Weiß gehaltenem Kunststoff machen einen gediegenen Eindruck.

Die im Bereich der Pfeilanlage beidseitig des Bogens intarsierten Muschelschalen sind dezent und funktionell gesehen eine gute Lösung als Ersatz für die an dieser Stelle an historischen Originalen meist zu findenden Bezüge aus Leder oder Rinden.

Unpraktisch ist der Bezug des Griffstückes mit schwarzem, auf der Bogenrückenseite vernähtem Rindsleder: Die (verflochtene) Naht stört das Griffgefühl beim Schießen erheblich.

Hier wurde wohl gut gemeinter Verzierung der Vorzug vor Praktikabilität gegeben. Das Leder sollte somit gegen ein ohne Naht zu Verklebendes ausgetauscht werden.

Zusammenfassend kann somit zur Verarbeitungsqualität konstatiert werden, dass der Bogen qualitativ hochwertig verarbeitet ist. Die erwähnten Unzulänglcihkeiten sind nur marginal und fallen nicht wirklich ins Gewicht.

Auszugs- und Schußverhalten, verwendetes Testmaterial und Ergebnisse

Aufgrund des recht filigranen Griffstückes ist das Schießen des Bogens, gerade bei höheren Zuggewichten oder für Personen mit größeren Händen bzw. wenn man die Griffstückformen anderer, asiatischer Bogenformen gewohnt ist, zunächst etwas ungewohnt, da das Gefühl entsteht, nahezu „nichts“ in der Hand zu haben bzw. die entsprechenden Druckpunkte in der Bogenhand bzw. am Griffstück nicht gefunden werden können. Nach einiger Übung bzw. bei entsprechenden eigenen, anatomischen Gegebenheiten, ist das Griffstück aber durchaus händelbar.

Auszugsverhalten

Über gut vier Fünftel des Auszuges ist ein gleichmäßiger, mäßiger Anstieg des Zuggewichtes zu verzeichnen.

Insbesondere gibt es keine, wie etwa bei reflexer gehaltenen, asiatischen Bogenformen, zu überwindende, hohe Anfangszug- oder Vorspannung, die überwunden werden muss und abfällt, sobald sich die auf dem Bogen oder Sehenbrücken liegende Sehne beim Auszug von diesen löst.

Dieses ist dem nur sehr gering ausgeprägten Reflex von Wurfarmen und Siyahs sowie der Tatsache geschuldet, dass die Sehne nicht auf bzw. am Bogen auf- oder anliegt.

Erst im Übergang zum letzten Fünftel des Auszuges steigt das Zuggewicht an einem Punkt spürbar an, um dann wieder relativ gleichmäßig weiter anzusteigen.

Zum Ende des Auszugs hin, insbesondre auf dem letzten Zoll zieht man gleichsam wie gegen eine Wand, der Bogen wird hart und verhindert gleichsam ein weiteres oder Überziehen (Stacking) - es sei denn, man wendet Gewalt an und beschädigt ihn dadurch auf längere Sicht.

Der Bogen vermittelte - mutmaßlich auch seiner filigranen Bauweise geschuldet - beim Auszug das Gefühl einer gewissen Schwammigkeit, was sich erst auf dem letzten Fünftel des Auszuges geringfügig zugunsten einer gewissen Stabilität änderte.

Auszugskurve anbei.

Abschussverhalten Bogen
Abschussart und verwendetes Material

Releaseart:

Der Bogen wurde unter Verwendung eines lippenförmigen Daumenrings bei einem Auszug von 30 sowie 32 Zoll geschossen.

Pfeilmaterial:

Pfeil 1 - Carbon – Spine 600; Länge 30 Zoll; 100 - grn. - Schraubspitze; Plaststecknocke; Befiederung mit drei Federn von je fünf Zoll Länge in Shieldform; Gesamtpfeilgewicht 358 grn. – 10,4 gpp (bei Auszug von 30 Zoll).

Pfeil 2 - Carbon – Spine 250; Länge 32 Zoll; 125 grn. Schraubspitze; Plaststecknocke; Befiederung mit drei Federn von je fünf Zoll Länge in Shieldform; Gesamtpfeilgewicht 520 grn. – 15,2 gpp (bei Auszug von 32 Zoll).

Subjektiver Eindruck:

Bogen mit nur wenig Reflex und nicht auf dem Bogen aufliegenden Sehnen und langen Wurfarmenden lassen sich in der Regel komfortabel, bei moderatem, gleichmäßigem Zuggewichtsanstieg ausziehen. Ein etwaiger Reflex schwächt, je nach Ausprägung, einen linearen oder exponentiellen Anstieg des Zuggewichtes über einen gewissen Bereich des Auszuges etwas ab.

laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow - Verlauf Sehne am Bogen/Wurfarmende
laminierter Bogen „Basic Long Siyah Tang Bow“ von Zhang Li - Ali Bow - Verlauf Sehne am Bogen/Wurfarmende

Weiterhin gerieren solche Bogen beim Abschluß mangels Kontakt der Sehnen zum Bogen keinerlei Handschock mit Ausnahme dessen, der durch die Schwingung der eigene Bogenmasse und deren Verteilung, insbesondere die Länge der Siyahs und deren Masse an sich hervorgerufen wird. Sind Letztere schlank und leicht ausgeführt, reduziert sich ein eventueller Handschock.

Aufgrund der langen Siyahs sowie den damit verbundenen Hebelverhältnissen erscheint der Anstieg des Zuggewichtes für den Schützen subjektiv komfortabel, da der Anstieg des Zuggewichtes angesichts der „Goldenen Regel“ der Mechanik langsamer erfolgt.

Spiegelbildlich ist der angesprochene, lange Auszug dieser Bogen für viele Schützen aber auch etwas ungewohnt, führt er doch dazu, dass sich die Zughand im Vollauszug in der Regel auf der Höhe des Ohres oder noch weiter in Richtung Zugschulter, nahezu frei schwebend im Raum befindet und die damit verbundene Lösetechnik viele Schützen, insbesondere solche, die bis dato Bogen mit kürzerem Auszug gewohnt waren, koordinativ vor einige Herausforderungen stellt.

Abgesehen von diesem Punkt sind Bogen wie der Vorliegende somit - abstrakt gesehen - ideal für Einsteiger bzw. für schlichtes Techniktraining.

Der getestete Bogen entwickelte bei Verwendung des für ihn empfohlenen bzw. eines höheren Pfeilgewichtes sowie Anliegen der herstellerseits als ideal empfohlenen Standhöhe keinerlei Handschock.

Die Energieabgabe beim Abschuss erfolgte sehr gleichmäßig bzw. ruhig ohne Tendenz zu Unruhe oder Wackeln, jedoch auch sehr gemächlich und ohne jeden Hang zu einer Explosivität.

Zudem war festzustellen, dass der Bogen beim einem Auszug unter 31 Zoll (Verwendung Testpfeil 1) nicht genügend Energie speichern bzw. beim Abschuß freisetzen konnte; es entstand das Gefühl eines sehr schwachen Abschusses. Eine Verwendbarkeit außerhalb des idealen Arbeits- bzw. Arbeitsbereiches von 31-33 Zoll kann daher nicht empfohlen werden.

Im Hinblick auf eine Toleranz des Bogens bezüglich Abweichungen der Steifigkeit des Pfeiles (Spine) von den dahingehenden Idealwerten war festzustellen, dass der Bogen, insbesondere bei Abschuß mit Daumenrelease, zwar Abweichungen tolerierte, diese jedoch nicht das Maß anderer asiatischer Bogenformen erreichten. Zu große Abweichungen sollten daher vermieden werden.

Somit ist zu konstatieren, dass die hier getestete, sich an historischen Vorbildern orientierende Bogenform, gut für einen Einstieg in die Materie des Bogenschießens mit asiatischen Bogen eignet und kein sonderliches Maß an Können erfordert, um passable Schießergebnisse und somit auch Freude am Schießen erreichen zu können.

Sie profitiert zudem aufgrund ihres Designs – hier Gestalts einen langen Bogens mit langen Auszuges und fehlendem Handschocks beim Abschuß - zusätzlich von den Vorteilen, die der Einsatz moderner Materialien bei anderen, auch moderneren Bogentypen oder -formen mit sich bringt.

Allerdings ist die Einhaltung einiger Grundparameter wie des idealen Auszugsbereiches und passender Pfeilsteifigkeit geboten, um passable Ergebnisse zu erreichen.

Ebenso ist festzustellen werden, dass es leistungsfähigere, asiatische Bogenformen bzw. -designs gibt. Nicht zuletzt hat die vorliegende Form im Zuge der historischen Entwicklung hin auch eine Modifikation zu Letzteren hin erfahren.

Ungeachtet dessen ist die Umsetzung des historischen Bogendesigns mit modernen Materialien gut gelungen.

Der Bogen ist somit für Anfänger und Einsteiger in das Schießen von Bogen mit längerem Auszug nebst Daumenrelease bzw. für hinsichtlich der historischen Epoche, der er zuzurechnen ist, Interessierte ein passable Option.

Ergebnisse Geschwindigkeitsmessung sowie „Dynamic Efficiency“ (lt. Auszugsdiagrammformel)

Die vorerwähnten Testpfeile wurden mehrfach über ein offenes, wie geschlossenes Chronometer geschossen.

Pfeil 1 - Geschwindigkeitsmittel: 121 fps.

Dynamic Efficiency: 30,38 % (Idealer Arbeitsbereich/Auszugsbereich wurde nicht genutzt)

Pfeil 2 - Geschwindigkeitsmittel: 151 fps.

Dynamic Efficiency: 68,72 %

Diese Ergebnisse liegen angesichts des hohen Pfeilgewichtes bei dem für Bogen dieser Bauart zu Erwartenden. Der Bogen ist in der Lage, auch schwerere Pfeile noch effizient ins Ziel zu befördern, auch wenn es sich zu empfehlen scheint, die Obergrenze des möglicher Pfeilgewichte nicht unbedingt auszureizen.

Fazit

Ein gut verarbeiteter Bogen in exklusivem Design mit gutem Auszugs- und modertem Schussverhalten. Die Komposition von Bogendesign und Werkstoffen ist als gut gelungen zu bezeichnen.

Aufgrund des, historischen Vorbildern entsprechenden Designs, angenehmen Auszugs- und Schussverhaltens ist dieses Modell eine Option für Einsteiger in die Materie des Schießens mit asiatischen Bogenformen sowie Interessenten an der dahingehenden, historischen Epoche.

Insbesondere Anfänger und an schlichten Technikübungen Interessierte dürften von dem Bogen profitieren. Hochleistungsergebnisse sollten jedoch von diesem Bogen nicht erwartet werden.

Der Preis erscheint angesichts des exklusiven Designs und der guten Verarbeitung gerechtfertigt.

Auszugsdiagrramm